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Interview mit Buchautorin und 2-fach-Mutter Mareike Opitz

Ich stand zum Beispiel mal in der Kaffeeküche und hätte fast zu meinen Kollegen gesagt: „Seid ihr wahnsinnig, dass ihr die heiße Tasse so nah an die Kante stellt!“ Bis mir klarwurde, dass ich es nicht mit Dreijährigen zu tun hatte. Und in der Kantine musste ich mir schon oft verkneifen, zu fragen, ob ich jemandem was schneiden soll. Aber mit der Zeit wird es besser.

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Mareike Opitz ist Ressortleiterin bei einem bekannten Männermagazin, zweifache Mutter, Bloggerin, Buchautorin und lustige Listenschreiberin. Mareike, wie kriegst du das alles unter einen Hut?

Das frage ich mich manchmal auch (lacht). Vor allem, ob es überhaupt so schlau ist das immer wieder zu versuchen. Der Schlüssel dazu ist, dass ich das alles sehr liebe. Ich bin total gern Mama und finde unser Familienleben super. Ich liebe aber auch meinen Job und meinen Blog „Mutti so Yeah“. Sobald ich merken würde, dass Job oder Blog nicht mehr mit meinem Alltag vereinbar sind, müsste ich an diesem Modell natürlich etwas Grundsätzliches ändern. 

 

Aber durch die Liebe allein hat man ja nicht mehr Zeit als andere oder? 

Das ist wahr, aber für mich ist der Spaß daran meine Motivation, warum ich alles unterbekommen möchte. Ich glaube, ich bin recht gut organisiert. Als Mama ist wichtig, wie man seinen Tag strukturiert. Aber ich fände es seltsam, anderen Müttern vorzumachen, dass man alles ganz spielend und mit Leichtigkeit schafft und machen kann, was man machen möchte. Ich würde zum Beispiel auch gerne regelmäßig zum Sport oder zum Friseur gehen. Aber das schaffe ich dann eben nicht auch noch.

 

Schön, dass du so ehrlich bist. Gibt es sonst noch Dinge, die dir wichtig sind und die du versuchst, in deinen Alltag zu integrieren? 

Ich versuche meine sozialen Kontakte gut zu pflegen und mich regelmäßig zu treffen und zu telefonieren. Ich komme aus einer Großfamilie und auch meine Freunde sind mir wichtig. Aber ich muss zugeben, dass es anders ist, als früher, bevor ich Kinder hatte. 

 

Du arbeitest im Moment in Teilzeit und hast eine 60%-Stelle. Bist du nach der Elternzeit gleich wieder mit 24 Stunden eingestiegen oder hast du dich langsam herangetastet? 

Nach dem ersten Kind bin ich mit 20 Stunden wieder eingestiegen und habe dann aufgestockt. Und nach dem zweiten bin ich mit 24 Stunden wieder eingestiegen und seither auch dabeigeblieben, weil ich das Gefühl habe, das stimmt für mich. Das ist auch für jeden das allerwichtigste! Dass man das Gefühl hat, es passt. Die Frage nach den Stunden wird mir von anderen Mamas, die wieder einsteigen wollen, sehr oft gestellt. Sie möchten wissen, was ich empfehlen würde. Aber so pauschal kann man das nicht beantworten, weil es von vielen Faktoren abhängt: Wie sind die Kinder drauf? Wie wohl fühlen sie sich in ihrem Kindergarten und natürlich muss man seinen Job so gerne machen, sodass man dort wirklich sein möchte. 

Ich habe für mich gerade das Gefühl, dass es das perfekte Maß ist. Trotzdem finde ich, das Idealmodell gibt es nicht, weil ich durch das Teilzeitmodell ja beispielsweise auch in Kauf nehme, weniger zu verdienen als vorher, weniger Rentenanteile zu bekommen und schlechtere Aufstiegschancen zu haben. Denn man muss auch ganz ehrlich sagen, dass einem als Mutter mit einer 60%-Stelle nicht immer alle Türen offenstehen. 

 

Habt ihr spezielle familienbewusste Arbeitsmodelle wie flexible Arbeitszeiten, ortsunabhängiges Arbeiten, Fieberschwestern oder eine Betriebskindertagesstätte?

Wir haben im Verlag eine Betriebskindertagesstätte mit Krippen-, Kindergarten- und Hortgruppen gleich um die Ecke. Das war für mich emotional immer eine total gute Unterstützung, dass ich wusste, die Kinder sind räumlich in meiner Nähe. Mich beruhigt es sehr, dass ich weiß, wenn irgendwas mit meinen Kindern ist, bin ich in einer Minute da und kann sie in den Arm nehmen und abholen. Ansonsten ist es bei uns zwar grundsätzlich möglich, Home-Office zu machen, aber in einer Redaktion kommt es, finde ich, sehr auf ein Miteinander an und wir entwickeln vieles gemeinsam. Deshalb wäre es auch nicht so förderlich, wenn ich ständig weg wäre. 

 

Wie teilen sich dein Mann und du die familiären Aufgaben auf?

Mein Mann ist ein sehr engagierter Vater, hat aber als Selbständiger sehr unregelmäßige Arbeitszeiten. Deshalb kümmere in der Regel ich mich um das alltägliche Bringen, Holen und das Nachmittagsprogramm. Wenn das mal nicht geht, brauche ich ein Backup. Wenn mein Mann aber Zuhause ist, legt er sich sehr ins Zeug und übernimmt meine Aufgaben genauso mit. 

 

Du hast ein Mamabuch in Listenform geschrieben und mal gesagt „Listen sind mein Yoga“. Ist dieser Spaß am Listenschreiben ein Grund, warum du so gut organisiert bist und scheinbar alles unter einen Hut bekommst? Weil du alles aufschreibst und strukturierst? 

Bestimmt. Aber das heißt nicht, dass ich alles schaffe, was ich mir aufschreibe! Erst kürzlich haben mein Mann und ich beim Aufräumen einen meiner handgeschriebenen Kalender von vor fünf Jahren gefunden, in dem bereits dieselben To-dos standen wie in diesem Jahr. Da war leider wirklich sehr viel drin, was ich noch nicht erledigt habe und immer noch mit mir herumschleppe. Projekte wie: Fotobücher machen, Patientenverfügung ausfüllen, Vorsorgevollmacht erstellen… Es heißt also nicht, dass die Sachen dann erledigt sind, aber sie belasten mich nicht mehr so. Oft überkommt mich aber auch eine Panikwelle, dass das alles eigentlich viel zu viel ist und ich gar nicht weiß, was ich als Nächstes machen soll. In diesen Momenten hilft mir das Listenschreiben. Ich kann dann besser mit der permanenten Überforderung umgehen. 

 

Tust du dich mit dem täglichen Sprung zwischen Arbeit und Mamasein manchmal schwer? Als Mutter sind ja ganz andere Fähigkeiten gefragt, als im Job. Ich frage, weil du in deinem Buch „Ene, mene Miste, Mutti schreibt ne Liste“ die sehr humorvolle Liste „Woran du merkst, dass du im Büro unbedingt mal die Mutti ausschalten musst“ geschrieben hast. 

Je größer die Kinder werden, desto kleiner wird die Herausforderung. Die Punkte in dieser Liste stammen aber wirklich fast alle von persönlichen Erlebnissen. Ich stand zum Beispiel mal in der Kaffeeküche und hätte fast zu meinen Kollegen gesagt: „Seid ihr wahnsinnig, dass ihr die heiße Tasse so nah an die Kante stellt!“ Bis mir klarwurde, dass ich es nicht mit Dreijährigen zu tun hatte. Und in der Kantine musste ich mir schon oft verkneifen, zu fragen, ob ich jemandem was schneiden soll. Aber mit der Zeit wird es besser. Mich amüsieren die Unterschiede beider Welten, aber es gibt auch die vielen Gemeinsamkeiten. Inzwischen bereichert sich das sogar gegenseitig. Meine Kinder finden spannend, was ich mache und kriegen gern erzählt wo ich so bin, was ich tue und wen ich treffe. Sie kommen auch gern mal mit in die Redaktion und unterhalten sich mit den Leuten. Andersrum hat sich auch die Themenpalette im Job durch meine Kinder erweitert. Ich unterhalte mich viel, auch mit Männern, im Interview darüber, wie es ist Kinder zu haben. Über Emanzipation, über Rollenbilder. Dadurch entdeckt man ganz neue Gesprächsfelder. 

 

Welche Sätze wollen Teilzeitmuttis nicht mehr hören?
  1. „Schon Feierabend?“, und die Leute wissen gar nicht, was man als Mutter noch alles vor sich hat.
  2. „Ach, ich würde mir jetzt auch gern einen schönen Nachmittag auf dem Spielplatz machen.“
  3. „Da warst du schon weg, als wir das besprochen haben.“ 

Zum Glück höre ich diese Sätze aber sehr selten! [/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]