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Wie sieht ein familienfreundlicher Bewerbungsprozess aus?

Für 90% der Eltern ist Familienfreundlichkeit ein entscheidendes Kriterium bei der Wahl des Arbeitgebers – und oft fast genauso wichtig, wie die Frage nach dem Gehalt. Als Arbeitgeber punkten Sie dementsprechend stark, wenn Ihr Bewerbungsprozess auf Familienfreundlichkeit ausgerichtet ist und Sie das Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf bereits früh thematisieren. Neben einem offeneren und zukunftsorientierteren Auswahlverfahren, erreichen Sie mit Familienfreundlichkeit zudem eine bessere Unternehmenskultur – welche nicht nur für Ihre Mitarbeiter*innen mit Kindern von hoher Relevanz ist.

Einen familienfreundlichen Bewerbungsprozess zu gestalten beginnt bereits beim Aufsetzen der Stellenausschreibung. Mit den richtigen Worten können Sie in der Ausschreibung schon Ihr Verhältnis zur Vereinbarkeit darstellen und eine breitere Zielgruppe ansprechen. Die weiteren Schritte und wie ein familienfreundlicher Bewerbungsprozess im Detail aussieht haben wir Ihnen im Folgenden zusammengefasst.

Punkt 1: Die Stellenausschreibung

Wie erwähnt fängt ein familienfreundlicher Bewerbungsprozess bereits mit der Stellenausschreibung an. Hier sollten Sie sich zunächst die Frage stellen, welche Aspekte von Vereinbarkeit bei der zu besetzenden Stelle eine Rolle spielen könnten. Das heißt im Detail: Fragen Sie sich, ob besondere Anforderungen an die Arbeitszeit gestellt sind, müssen Mitarbeiter*innen in dieser Position z.B. auch abends oder am Wochenende arbeiten oder ist die Stelle eventuell auch teilzeitfähig? Könnte die Arbeit vielleicht auch von zuhause oder im Job-Sharing erledigt werden? Die Klärung dieser Fragen ist wichtig, um bereits vorab Informationen an Bewerber*innen abgegeben zu können bezüglich der Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Besonders wichtig sind auch die Formulierung in Ihrer Ausschreibung, denn Frauen lesen Stellenausschreibungen anders als Männer. Versuchen Sie deshalb Ihre Jobangebot gendergerecht zu formulieren: Verwenden Sie nicht zu dominante Wörter, legen Sie Wert auf Anforderungen und bleiben Sie realistisch. Eine ausführliche Zusammenschrift dieses Themas haben wir Ihnen in einem eigenen Beitrag hier zusammengefasst.

Punkt 2: Das Bewerbungsgespräch

Auch im Bewerbungsgespräch ist die Sprache ein wichtiges Instrument. Sorgen Sie dafür, dass Frauen nicht anders befragt werden als Männer. Hierfür können Sie beispielsweise einen betriebsinternen Fragekatalog anfertigen und diesen bei jedem Bewerbungsgespräch verwenden – mit denselben Anforderungen und Fragen an jede*n Bewerber*in.

Zudem können Sie bereits im Bewerbungsgespräch auf das Thema Vereinbarkeit eingehen. Machen Sie im Gespräch deutlich, dass Familienfreundlichkeit in Ihrem Unternehmen einen hohen Stellenwert hat, z.B. dadurch, dass Sie auf Angebote und Leistungen in Ihrem Betrieb aufmerksam machen (z.B. Home-Office-Möglichkeiten, Wiedereinstiegsprogramme, flexible Arbeitszeiten). Gehen Sie auf die Erwartungen und Wünsche des Bewerbers/der Bewerberin ein. Fragen Sie gezielt, welche Angebote gewünscht werden. Ermuntern Sie Bewerberinnen und Bewerber, Fragen zum Thema Vereinbarkeit zu stellen und bewerten Sie Fragen zu diesem Thema positiv, denn dahinter stecken Fähigkeiten wie die eigene berufliche Rolle zu reflektieren und sich mit Aspekten wie einer gelungenen Work-Life-Balance auseinanderzusetzen, die für Gesundheit und Wohlbefinden Ihrer Mitarbeiter*innen wichtig ist.

Punkt 3: Die Auswahl

Achten Sie darauf, dass auch hier die familiären Aspekte des Bewerbers/der Bewerberin nur Einfluss auf die Auswahl haben, wenn sie gar nicht zum Jobprofil passen (s. Punkt 1: z.B. bei langen Arbeitszeiten). Ansonsten sollten Sie diesen Aspekt ohnehin außer Acht lassen und sich auf die Qualifikationen beschränken. Privates hat in der Auswahl nichts zu suchen, besonders dann nicht, wenn Sie familienfreundlich handeln wollen.

Sich als Unternehmen familienfreundlich zu verhalten ist wichtig, denn Familienfreundlichkeit ist nicht nur ein wichtiges Entscheidungskriterium bei der Bewerbung, sondern auch darüber hinaus. 92% der Beschäftigten in familienfreundlichen Betrieben würden ihren Arbeitgeber uneingeschränkt weiterempfehlen – Familienfreundlichkeit ist also gut für das Image Ihres Unternehmens. Des Weiteren neigen Mitarbeiter*innen in familienfreundlichen Betrieben eher dazu im Betrieb zu bleiben – Sie binden sie also langfristig an Ihr Unternehmen. Weitere Vorteile eines familienfreundlichen Unternehmens sind neben geringeren Fehlzeiten, zufriedeneren und motivierteren Mitarbeitern*innen auch geringere Kosten. Hohe Fehlzeiten, der Fachkräftemangel und der Verlust von Mitarbeitern*innen kosten Ihr Unternehmen viel Geld. Unternehmen, die sich familienfreundlich aufstellen, sparen Geld. In Zahlen: Ein Durchschnittsunternehmen spart jährlich 375.000 Euro, wenn es 300.000 Euro für familienfreundliche Maßnahmen ausgibt – das entspricht einer Rendite von 25% (Studie der Prognos AG). Eine weitere Studie, vom Bundesfamilienministerium in Auftrag gegeben, kommt sogar auf ein Plus von 40%, wenn das Angebot auch Väter und Pflegende erreicht.

Familienfreundlichkeit zahlt sich also aus. Machen Sie mit einem familienfreundlichen Bewerbungsprozess und den entsprechenden Angeboten den ersten Schritt zu einem familienfreundlicheren Unternehmen und öffnen Sie Ihr Unternehmen für eine größere Anzahl an potenziellen Arbeitnehmern*innen.

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