Marcel Schwabe ist Leiter der Recruiting Factory beim Personalvermittler diwa in München und Vater von drei Kindern. „Der Job muss und kann heutzutage zum Leben passen.“, sagt er. Familie und Beruf sollten sich nicht ausschließen. Gerade für den Wiedereinstieg nach der Elternzeit kann die Personaldienstleistung für Eltern eine echte Chance sein. Für Mütter, um nach der Geburt der Kinder wieder in den Job zu finden oder als Quereinsteiger in eine andere Branche zu wechseln. Für Väter, um sich bei Arbeitgebern zu bewerben, die Flexibilität und Karriere in (vollzeitnaher) Teilzeit auch für Männer anbieten. „Wir setzen uns ganz offensiv für Bewerber ein, versuchen mit ihnen gemeinsam herauszufinden, was sie sich wünschen, und wenn es notwendig ist, leisten wir auch gern Überzeugungsarbeit bei den Unternehmen. Genauso coachen wir aber auch Firmen, bei der Personalbesetzung außerhalb der Box zu denken und Kandidaten mit Potential aufzubauen. Anstatt lange auf den optimalen Bewerber zu warten, den es auf dem Arbeitsmarkt möglicherweise gar nicht gibt.“
Als Personalvermittler legen Sie Ihren Fokus auf Diversität, Familienfreundlichkeit und Inklusion. Woher kommen diese Werte?
Das hat seinen Ursprung in unserer eigenen Unternehmenskultur. Im Team haben wir viele Mamas, teilweise sogar alleinerziehend. Alle Mitarbeiter können sich bei diwa frei entfalten und es gibt hier verschiedene Möglichkeiten flexibel zu arbeiten. Einige sind aus familiären Gründen die Hälfte der Woche im Home-Office tätig und das funktioniert wunderbar. Wir sehen da keine Einbußen in der Qualität oder Quantität der Arbeit. Jeder Mensch ist für uns einzigartig. Wir wissen auch um die Individualität jeder Herausforderung – ob es um die Erziehung der Kinder geht, um Themen der häuslichen Pflege eines Angehörigen oder um das eigene Handicap.
Wir denken undogmatisch und diese Tatsache wird auch von unseren Kundenunternehmen geschätzt. Als Personaldienstleister bekommen wir naturgemäß viele Anfragen auch für Teilzeitkräfte und flexible Mitarbeiter. Diese Anforderungen passen auf Mütter besonders gut. Gerade dann, wenn die Kinder noch klein sind und ein Vollzeitjob für sie noch nicht wieder in Frage kommt.
Ich bin selbst Vater von drei Kindern und kann die Situation daher gut nachvollziehen.
Wieso gibt es eine so hohe Nachfrage nach Teilzeitkräften? Schließt sich Flexibilität seitens der Bewerber und Elternsein nicht eher aus?
Besonders Eltern mit Kindern sind oft flexibel, denn sie müssen jede neue Situation im Alltag neu denken und neu organisieren.
Die Frage nach Teilzeitkräften liegt in der Natur der Personaldienstleistung. Über uns werden Frauen und Männer angefragt, um zusätzliche Stellen bei unseren Kunden, den Unternehmen, zu etablieren. Welches Arbeitsmodell für den Arbeitnehmer selbst funktioniert, hängt immer ganz davon ab, wie jemand aufgestellt ist und welches Backup derjenige hat. Auf die persönliche Situation versuchen wir im Optimalfall individuell einzugehen. Dass Mütter per se unflexibel sind, ist meiner Meinung nach ein weit verbreitetes Vorurteil, das häufig dazu führt, dass Unternehmen sich erstmal sagen: Eine Mama stelle ich lieber nicht ein. Aus Angst, sie könnte nicht flexibel genug sein oder häufig ausfallen. Als Recruiter habe ich aber die Erfahrung gemacht, dass die meisten Mütter arbeiten wollen und auch bereit sind den Unternehmen im Rahmen des Möglichen entgegen zu kommen.
Personaldienstleister und Zeitarbeitsfirmen kämpfen ebenfalls mit Vorurteilen. Da heißt es dann, diese Stellen seien nicht nachhaltig und zudem auch noch schlecht bezahlt. Was sagen Sie dazu?
Wir überzeugen gern jeden vom Gegenteil. diwa lebt seit über 35 Jahren von produktiven und langfristigen Vermittlungen der Kandidaten. Diese Erfolgsgeschichte wäre nicht möglich, wenn wir nicht fair und respektvoll mit unseren Mitarbeitern umgehen würden. Dass diese nachhaltig beschäftigt sind, ist auch unser Ziel, denn wenn die Mitarbeiter, die wir für Unternehmen anwerben, nicht im Einsatz sind, werden wir auch nicht bezahlt. Deshalb sind wir bestrebt jeden Bewerber möglichst passgenau einzusetzen. Zudem werden viele Zeitarbeitskräfte nach einem entsprechenden Vorlauf in eine Festanstellung übernommen.
In vielen Fällen fungieren wir als reiner Personalvermittler, schließlich ist Recruitment unsere Hauptkompetenz.
Ich möchte auch mit dem Vorurteil der schlechten Bezahlung aufräumen: Wir zahlen unseren Mitarbeitern sogar teilweise mehr als reguläre Unternehmen. Das liegt daran, dass wir großen Wert auf Flexibilität legen und diese vergüten wir mit. Denn natürlich ist in der Personaldienstleitung immer die Erwartung da, dass ein Bewerber auch mal zu einem anderen Unternehmen wechselt, wenn dort Not am Mann ist. Wir streben immer eine faire Verhandlung im Sinne des Bewerbers mit unseren Kunden an, auch finanziell.
Der Arbeitsmarkt hat sich in den letzten Jahren komplett gewandelt. Personaldienstleistungsunternehmen bieten Arbeitssuchenden viele Chancen. Niemand kann es sich erlauben schnell und günstig Arbeitskräfte zu verheizen.
Das heißt, Sie sehen sich eher als Chancengeber für den Einstieg ins Berufsleben und den Wiedereinstieg nach der Elternzeit?
Genau. Als Personalvermittler sind wir der Türöffner zu spannenden Unternehmen und Branchen. In zwei Jahren fragt Sie niemand mehr wie Sie damals zu Ihrem Job gekommen sind. Da wir in direktem Kontakt zu Personalverantwortlichen in verschiedenen Firmen sind, haben wir oftmals ganz andere Möglichkeiten Bewerber anzupreisen. Unser großer Vorteil ist, dass wir sowohl unsere Kandidaten als auch die Unternehmen persönlich kennen und genau wissen, was beide Parteien wollen und brauchen. Auch wenn das so möglicherweise gar nicht in der Stellenausschreibung des Unternehmens oder in der Bewerbung des Kandidaten steht. Wir haben auch quantitativ mehr Möglichkeit, indem wir Bewerbungen mit geringerem Aufwand an verschiedene Arbeitgeber aus unserem Netzwerk weiterleiten, von denen wir denken, dass sie zu den Qualifikationen und persönlichen Werten des Bewerbers passen.
Wenn Überzeugungsarbeit nötig ist, bedeutet das ja, dass Unternehmen für ausgeschriebene Jobs eigentlich andere Idealbewerber im Kopf haben als frischgebackene Mütter in Teilzeit oder Väter, die ihre Arbeitszeit reduzieren möchten?
Oftmals ist es tatsächlich so, dass Unternehmen mit einer klaren Vorstellung eines Kandidaten zu uns kommen, aber eigentlich ganz genau wissen, dass es diesen 100-Prozent-Bewerber gar nicht gibt. Auf dem heutigen Arbeitsmarkt sowieso nicht. Genauso wie in Stellenausschreibungen meist Dinge gefordert werden, die zwar wünschenswert wären, aber eigentlich nicht ausschlaggebend sind. Im Dialog versuchen wir Unternehmen an die Hand zu nehmen und herauszufinden, was für die Stelle wirklich unverzichtbar ist und was vielleicht nur eine Standardtextphrase. Da muss man dann schon hinterfragen, ob eine abgeschlossene kaufmännische Ausbildung oder gar ein Hochschulabschluss für eine Teilzeitstelle am Empfang nötig ist. Oder ob man nicht eigentlich Wert auf ganz andere Kompetenzen legt wie Sprachenaffinität und Serviceorientierung, die auch Quereinsteiger aus der Gastronomie mitbringen. Das ist die Überzeugungsarbeit, die wir leisten müssen.
Es ist doch verrückt – Unternehmen suchen händeringend Arbeits-, Fach- und Führungskräfte. Auf der anderen Seite gibt es unzählige hochqualifizierte Bewerbergruppen, die verzweifelt auf der Suche nach Arbeit sind: Mütter, junge Hochschulabsolventen, Arbeitnehmer ab vierzig. Warum ist das so und welche Rolle spielen Sie als Personaldienstleister?
Der angesprochene Fachkräftemangel ist tatsächlich etwas paradox. Wir sprechen in unserer Branche auch längst nicht mehr vom Fachkräftemangel, sondern eher von einem allgemeinen Arbeitskräftemangel. Die Gesellschaft hat sich verändert. Menschen stellen heute andere Ansprüche an ihre Arbeit und ihr Privatleben. 9-to-5-Jobs sind eigentlich nicht mehr zeitgemäß. Dazu kommt, dass die Mühlen in den meisten Unternehmen sehr langsam mahlen und die Notwendigkeit einer ausgeglichenen Work-Life-Balance für Arbeitnehmer noch nicht richtig verstanden haben. New Work ist ein Trend, der sich in Zukunft durchsetzen wird. In den Köpfen vieler Firmen halten sich aber immer noch sehr hartnäckig die alten Strukturen und gesellschaftlichen Rollenbilder und es ist auch hier sehr viel Überzeugungsarbeit nötig, um besagten Wandel anzustoßen. Bewerbungsprozesse verlaufen noch zu oft nach Schema F. Der Kandidat muss diese oder jene Ausbildung haben, in einem ganz bestimmten Bereich Berufserfahrung vorweisen können, entweder Vollzeit oder Teilzeit zur Verfügung stehen und soll am besten so wenig außerberufliche Verpflichtungen haben wie möglich. Diese Vorstellungen passen aber nicht zum Arbeitsmarkt. Hier kommen wir ins Spiel, indem wir Unternehmen und potentielle Mitarbeiter erfolgreich miteinander matchen. Auch wenn sie im klassischen, internen Bewerbungsverfahren nie zueinander gefunden hätten. Wir sind auch für beide Seiten kreativer Ideengeber und Berater.
Man hört immer wieder, dass vor allem Frauen beim Bewerbungsprozess zu defensiv sind und sich erst bewerben, wenn ihrer Meinung nach alles hundert Prozent passt. Was raten Sie Selbstzweiflerinnen?
Diese Erfahrung machen wir auch immer wieder. Männer bewerben sich, überspitzt gesagt, meist schon, wenn nur einer der genannten Punkte sie anspricht. Frauen gefühlt erst, wenn sie mindestens neun von zehn Merkmalen eines Jobprofils erfüllen. Aber wie gesagt, viele Anforderungen in Stellenausschreibungen sind nichts anderes als wünschenswert und es ist kein Ausschlusskriterium, wenn Bewerber nicht alles mitbringen, was ursprünglich gefordert wurde. Selbstzweiflerinnen und Selbstzweiflern raten wir ganz klar: Bewerben! Warum auch nicht? Arbeitskräfte werden händeringend gesucht.
Bei der diwa Personalservice GmbH vermitteln Sie viele Quereinsteiger. Warum möchten so viele Bewerber in andere Branchen wechseln?
Gerade in der Personaldienstleistung ist das Thema „Quereinstieg“ ein ganz großes. Ich möchte fast sagen, dass die Hälfte der Kandidaten ursprünglich etwas anderes gelernt hat. Besonders mit Kindern ändert sich oft das komplette Mindset und man möchte vielleicht einen Job mit mehr Sinnhaftigkeit ausüben oder sucht eine Branche, die familienfreundlicheres Arbeiten ermöglicht. Die Prioritäten verschieben sich einfach, wenn du Mutter oder Vater wirst. Das sehe ich auch an mir persönlich.
Ich wollte mich immer gern persönlich weiterentwickeln und hatte mein eigenes Karriere-Bild im Kopf. Seit ich meine eigene Familie habe, ist es mir zudem auch wichtig abends zuhause bei meinen Kindern zu sein. Wenn sie im Bett sind, erledige ich die restlichen beruflichen Aufgaben. Diese Möglichkeit möchte ich nicht mehr missen.
Ich bin mit dieser Einstellung nicht allein. Die Arbeitnehmer von heute sind vor allem auf der Suche nach einem Job, der sich gut vereinbaren lässt. Mit dem Familienleben, einem aufwendigen Hobby, der nebenberuflichen Selbstständigkeit oder einer Weiterbildung. Dafür sind sie immer öfter bereit die Branche zu wechseln. Auch immer mehr Bewerber haben einfach Lust mal etwas Neues auszuprobieren und sich nicht bis zur Rente im Hamsterrad abzustrampeln.
Erst kürzlich haben wir einen Mann Mitte Fünfzig vermittelt, der in erweiterter Teilzeit arbeiten wollte, um mehr für die Familie da zu sein. Dafür war er bereit beruflich nochmal komplett neu anzufangen. Um Am Puls der Zeit zu bleiben, müssen wir jede Form der Beschäftigung neu denken. Das macht für mich den Reiz der Personaldienstleistung aus: Jeden Tag kommen Menschen mit neuen Ideen, wie sie ihren Arbeitsalltag gestalten möchten.Seit über 35 Jahren ist diwa Personalservice GmbH als erfahrener Personaldienstleister ein zuverlässiger und kompetenter Partner für Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Den Mitarbeitern und Bewerbern bieten wir eine Karriere mit Zukunft, unsere Kunden profitieren von qualifizierter Beratung, individuellen Lösungen und einer nachhaltigen Partnerschaft mit dem klaren Fokus auf Qualität und Zuverlässigkeit.